Mittwoch, 9. Januar 2013

Wer bin ich ? Einstellungstest Lufthansa + Swiss

Ich bin 22 Jahre alt und man nenne mich S.A.M.. Schon während meiner Schulzeit war das Interesse an der Luftfahrt aber vorallem am Berufsbild des Piloten enorm. Also war klar : nach der Schule - ran an die Geschichte.
Zuerst stand der langerwartete Einstellungstest der Lufthansa an. Im Interview war ich aber dann aus dem Spiel.
Es ging weiter zur Tochtergesellschaft in die schöne Schweiz kurze Zeit später - die Swiss International Air Lines. Auch hier hieß es im Boardentscheid - Nein.
Ich folgte weiterhin meinem Alternativen-Plan und entschied mich die Ausbildung privat bei der Flight Crew Academy zu absolvieren. Die Ausbildung beginnt voraussichtlich am 21.05.2013 und endet etwa im Januar 2015.
Das ist aktueller Stand der Dinge und somit heißt es jetzt warten bis ich endlich wieder die Schulbank drücken darf.


Für alle die gerne etwas mehr Details über die Einstellungstests wünschen :

2012 wurde ich zum ersten Auswahlverfahren der Lufthansa nach Hamburg eingeladen. Außer der medizinischen Tauglichkeitsuntersuchung werden die restlichen Tests vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt ( DLR ) in Hamburg gestellt. Diese Tests sollen Bewerber auf ihr Potenzial überprüfen. Sprich: ist der Bewerber im Stande die Ausbildung gut zu absolvieren und im Anschluss auch bis zur Rente im Cockpit tätig zu sein? Erfüllt man die gewünschten Anforderungen kann man die Ausbildung antreten.
Das ganze Auswahlprozedere beginnt mit der Berufsgrunduntersuchung ( BU ). Diese Untersuchung dauert einen Tag lang und man wird in den Bereichen Mathematik, Physik, Merkfähigkeit, Mehrfachbelastung und Englisch getestet. Es findet außer zur Klärung administrativer Formalitäten kein Kontakt zwischen den Psychologen und dem Bewerber statt, da sämtliche Tests am PC ausgeführt werden.
Nach einiger Zeit bekommt man Post mit der jeweiligen Antwort, die in meinem Fall positiv ausfiel. Die Freude war natürlich riesig, die Vision, man war einen Schritt näher am Cockpit, fühlte sich realistischer an. Aber noch war nichts entschieden. Denn es sind noch mindestens zwei weitere Tests, die es zu meistern gilt.
Der nächste Test heißt Firmenqualifikation ( FQ ). Dieser findet an zwei Tagen statt - wobei beide Tage selektiv sind.
Am ersten Tag wird anhand verschiedener Rollenspiele und Aufgaben, die soziale Kompetenz des Bewerbers durchleuchtet. So muss man versuchen in Einzel- und Gruppenaufgaben Probleme zu lösen oder aber auch ein schweres Gespräch mit einem Psychologen führen, welches eine gewisse Problematik enthält.
Sollte man den ersten Tag bestehen, wird man zum zweiten Tag zugelassen. So auch bei mir der Fall.
Der besagte zweite Tag enthält zum Einen den Simulator und zum Anderen das Interview.
Im Simulator wird ein weiteres Mal geschaut wie man mit Stress und Mehrfacharbeit zurechtkommt. Stress kommt alleine schon auf, weil man sich in einer Prüfung befindet. Aber der Pegel steigt nochmal deutlich an, wenn man ausversehen Fehler macht, etwas übersieht, die vorgeschriebene Route nicht einhält. Alles menschlich und keineswegs Gründe des Ausscheidens, solange man noch fähig ist zu arbeiten und nicht resigniert. Doch jetzt kommt der Teil, der die Nerven zermürbt. Die Wartezeit. Denn es ist möglich, dass man nicht zum Interview zugelassen wird, da die Ergebnisse vom Simulator nicht zufriedenstellend sein könnten. Nach einiger Wartezeit wird man gerufen und erhält das Ergebnis mündlich, ob es gereicht hat. Hat es gereicht so beginnt nach Verkündung das Interview. Man führt eine Konversation mit einem Vertreter seines potenziellen Arbeitgebers und den Psychologen, die diesem mit Hilfe der eigenen Ergebnisse bei der Beurteilung helfen. Man möchte zum Beispiel etwas über die Berufmotivation wissen oder andere Dinge die bei jedem individuell eine Rolle spielen könnten, was die Genehmigung zur Ausbildung fördern kann oder eben nicht.
Stehen keine Fragen mehr im Raum so wird man kurz gebeten zu warten um anschließend das Ergebnis zu erhalten. Meine Ergebnisverkündung fiel leider negativ aus und somit war mir die Möglichkeit, die "ab-inito"-Ausbildung der Lufthansa (ab initio : "von Anfang an" ; quasi : vom Fußgänger zum Piloten)zum Verkehrspiloten, verwehrt. Wäre das Interview für mich positiv verlaufen, so würde ich zur dritten und letzten Untersuchung nach Frankfurt zugelassen sein: die Flugtauglichkeitsüberprüfung ( auch Medical genannt ). Hier wird man im wahrsten Sinne auf Herz und Nieren geprüft, ob die Gesundheit den Anforderungen der Regularien entsprechen.

Ich bewarb mich dann bei der Swiss um mein Glück dort zu versuchen.
Dieses Auswahlverfahren ist in sechs Stufen gegliedert, zu denen man jedes Mal neu eingeladen wird.
  • Stufe 1 : diese Stufe unterscheidet sich kaum von der BU der Lufthansa
  • Stufe 2 : hier wird die soziale Kompetenz des Bewerbers mit Hilfe von Rollenspielen, die in einer Gruppe gelöst werden müssen, eingestuft - also ähnlich dem ersten Tag der FQ
  • Stufe 3 : der Gubsomat - das ist ein sehr einfach gehaltener Simulator bei dem Mehrfachbelastung und Ausführungsqualität definierter Regeln überprüft wird
  • Stufe 4 : der PIT (Pilot Instrument Trainer), ist dem Simulator der Lufthansa sehr ähnlich findet aber an zwei Tagen statt
  • Stufe 5 : das Medical; also der letzte Test der Lufthansa
  • Stufe 6 : das Interview; verläuft auch ähnlich wie oben beschrieben




Wenn man das Interview bei der Swiss gehabt hat, ist Warten angesagt. Denn einmal im Monat trifft sich ein so genanntes Board (quasi ein Konglomerat aller Prüfer und Entscheidungsträger) und entscheidet einzeln über Bestehen oder Nicht-Bestehen der Bewerber. Unter Vorlage aller bisherigen Ergebnisse wird ähnlich wie bei der Lufthansa entschieden, ob man die Ausbildung beginnen darf oder nicht.
Hinzu gibt es noch den feinen Unterschied, dass man zwar "grünes Licht" bekommen kann aber mit dem Hinweis der Selbstfinanzierung. Das heißt, man hat die Anforderungsminima erreicht war scheinbar jedoch nicht so überzeugend, dass die Swiss einem die Ausbildung vorfinanziert.
Der Unterschied zur Lufthansa besteht unter anderem also darin, dass man nach dem Interview bis zur Boardtagung warten muss, dann zwar ein "Go" bekommen kann aber eventuell die Kosten selbst decken muss und abgesehen davon noch egal ob Eigen- oder Vorfinanziert man nach der Ausbildung ein so genanntes Board II besuchen muss. Das heißt nach der Ausbildung wird nochmal entschieden, ob man den jeweiligen Schüler übernimmt oder nicht.

Das Auswahlverfahren der Swiss kam mir wesentlich dynamischer vor, als das der Lufthansa. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man im Schnitt alle zwei Wochen die nächste Stufe hat, während es bei der Lufthansa Monate dauerte, zwischen der erfolgreich durchlaufenen BU und dem Termin zur FQ.

Das sind so meine Erfahrungen und das Empfinden meinerseits. Zugegebenerweise waren die Zeiten nach den "Fehlschlägen" hart. Aber man darf nicht vergessen, dass es nun mal Höhen und Tiefen im Leben gibt und das es wahrscheinlich auch nicht die Letzten waren. Es ist von äußerster Wichtigkeit sich vor Augen zu halten, welche Früchte man aus dem Ganzen ernten kann. Denn auch solche "Negativ"erlebnisse haben ihre guten Seiten. Ich kann guten Gewissens behaupten, dass diese Assessments bei den beiden Airlines aufjedenfall eine sehr prägende und erfahrungsreiche Zeit für mein Leben waren.Ich bin der Überzeugung, es ist was wahres an der Aussage : "Man lernt sein Leben lang" - doch nach 14 Jahren Schule mochte man manchmal schnell das Wort "lernen" vergessen.


Nun ist es wieder an der Zeit ... ich möchte weiter zur Schule gehen und mein Ziel und Traum verwirklichen - denn zum Beruf des Piloten fühle ich mich berufen und das von klein auf.

1 Kommentar:

  1. Interessanter Bericht :)
    Wie läuft es denn in deiner jetzigen privaten Ausbildung? Machst du dir keine Sorgen danach einen vernünftigen Job zu finden? Immerhin ist der Markt relativ übersättigt was ausgebildete Piloten betrifft...

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